Die St.-Bavo-Kathedrale ist die prachtvollste Kirche Gents. Sie ist die Hauptkirche des Bistums Gent und auch Sitz des Kapitels der Kanoniker. Zudem ist die St.-Bavo-Kathedrale die älteste Pfarrkirche Gents. Die früheste Erwähnung dieser Kirche stammt aus zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert errichtet.
Unter dem Einfluss eines fortschreitenden Wachstums der Genter Ansiedlung wurde die ursprünglich romanische Kirche gotisch umgestaltet. Die St.-Bavo-Kathedrale hat einen außergewöhnlichen Innenraum und eine eindrucksvolle Sammlung religiöser Kunst.
In einem Wort: MAJESTÄTISCH ►
Die St.-Bavo-Kathedrale ist die Hauptkirche des Bistums Gent. Gleichzeitig ist sie auch Sitz des Kanonikerkapitels. Der Bischofsstuhl im Chor, die bischöflichen Prunkgräber im Chor und in den Seitenkapellen sowie die Bischofsgräber in der Krypta zeugen von der besonderen Funktion des Baus als Bischofskirche. Das Interieur strahlt Würde aus, und der Reichtum an liturgischen Gegenständen sowie die Sammlung religiöser Kunst verstärken den glanzvollen Eindruck.
Geschichte einer Kirche►
Einhergehend mit der immer weiter wachsenden Stadt wurde die Johanniskirche im 13. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Die Arbeiten begannen im Chor. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurden die Seitenschiffe abgerissen, im 14. Jahrhundert begann die Erweiterung des Chors im scheldegotischen Stil. Abgeschlossen wurde der Umbau des Chores erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts durch die Hinzufügung von fünf großzügigen Kranzkapellen im bereits hochgotischen Stil.
Von 1462 bis 1543 wurde vor die romanische Unterkirche ein gotischer Turm gesetzt. Noch vor dessen Fertigstellung wurde die Unterkirche abgerissen. 1533 wurde der erste Stein für die neue gotische Unterkirche gesetzt. Die großen Fenster sind ein charakteristisches Merkmal der Hochgotik. Ab 1552 entstand das Gewölbe, 1559 wurden die Arbeiten abgeschlossen. So erhielt die Kirche um die Mitte des 16. Jahrhunderts ihre heutige äußere Form.
Geschichte eines Ortes►
Die St.-Bavo-Kathedrale ist die älteste Pfarrkirche Gents: Ihre Wurzeln reichen bis in das 10. Jahrhundert zurück. Damals war sie noch Johannes dem Täufer geweiht und wurde der Überlieferung zufolge 942 von Transmarus, dem Bischof von Tournai und Noyon, gestiftet. Sie stand in der Nähe des blühenden Hafens der Handelssiedlung an der Straße zwischen Brügge und Köln.
Zuvor, um das Jahr 630, hatte St. Amandus oder möglicherweise St. Bavo selbst die St.-Bavo-Abtei gegründet: eine Gemeinschaft von Säkularkanonikern, die sich später dem Benediktinerorden anschlossen. Die St.-Bavo-Abtei sollte sich, ebenso wie die nahegelegene Abtei St. Peter, zu einer der bedeutendsten in Flandern entwickeln. Kaiser Karl V. veranlasste die Umwandlung der Abtei in ein Kanonikerkapitel. 1539 erfolgte die Auflösung, die Kanoniker zogen in die Johanniskirche um, die von da an den Namen St.-Bavo-Kirche trug. Durch die Unterzeichnung der Bulle „Super universas“ durch Papst Paul IV. wurde Gent zum Bistum und die St.-Bavo-Kirche zur Kathedrale.
Von der Kirche aus dem 10. Jahrhundert sind keine Reste erhalten geblieben, anders als bei der späteren romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Diese war eine dreischiffige Kreuzkirche mit einem ebenfalls dreischiffigen Chor über einer gleichgroßen, aber in vier Schiffe unterteilten Krypta. Die Krypta und zwei ihrer vier Schiffe sind erhalten geblieben und bilden den Kern der Ende des 13. Jahrhunderts im gotischen Stil vorgenommenen Erweiterungen (Seitenschiffe und großzügige Kranzkapellen). Die Krypta der Kathedrale ist die größte in ganz Flandern.
Unterstrichen►
Die Kathedrale beherbergt ein beeindruckendes Erbe an religiöser Kunst.
Hubert und Jan Van Eyck, Genter ALtar, 1432
Die St.-Bavo-Kathedrale beherbergt schon seit Jahrhunderten eines der größten Meisterwerke der flämischen Malerei: den Genter Altar. Jan van Eyck (ca. 1390–1441) stellte das Retabel 1432, nach dem Tod seines Bruders Hubert (ca. 1366–1426), im Auftrag Joost Vijdts (des Genter Schöffen und Kirchmeister der damaligen Johanniskirche) und dessen Frau Elisabeth Borluut fertig. Das Werk war für den Altar der Kranzkapelle des Ehepaars bestimmt. Heute ist der Genter Altar in der früheren Taufkapelle zu sehen. Das ikonographische Programm dreht sich um das Lamm Gottes, eines der Attribute von Johannes dem Täufer, Schutzpatron der Pfarrei. Im Mittelpunkt steht die Erlösung der Menschheit durch den Kreuzestod Christi. Im geschlossenen Zustand sind auch die Stifter des Werks zu sehen. Die Gebrüder van Eyck gelten als absolute Großmeister der Schule der flämischen Primitiven und der Genter Altar als ein Meisterwerk der von ihnen entwickelten Ölmalerei.
2012 wurde mit einer umfangreichen Restaurierung des Altarbilds durch das Königliche Institut für das kulturelle Erbe in Brüssel sowie das Museum der Schönen Künste in Gent begonnen. Gleichzeitig wurde im Karmeliterkloster eine Ausstellung über den Genter Altar eröffnet.
JOOS VAN WASSENHOVE, Kalvarienberg-Triptychon, zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
Die Krypta der Kathedrale beherbergt ein sehr wichtiges Werk von Joos van Wassenhove oder Justus van Gent. In der Gebetskapelle erstrahlt das Kalvarienberg-Triptychon aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Joos van Wassenhove (ca. 1430 bis nach 1480) war ein flämischer Maler, ab 1460 Mitglied der Antwerpener Lukasgilde und ab 1464 Freimeister in Gent. 1470 zog er nach Italien, wo er Giusto da Guanto genannt wurde. Er verband die altniederländische Schule mit dem Stil der italienischen Frührenaissance. Das Werk stellt den Kalvarienberg mit dem Gekreuzigten dar. Links sinkt Maria zu Boden, Johannes und Maria Magdalena stützen sie. Auf der rechten Seite erscheint Longinus zu Pferd. Die Seitenflügel zeigen Präfigurationen des Kreuzestods. Auf dem linken Flügel ist zu sehen, wie Moses das Wasser von Mara trinkbar macht, indem er auf Befehl Gottes ein Stück Holz hineinwirft – auch dies ein außergewöhnliches Thema in der niederländischen Malerei. Der rechte Flügel zeigt Moses und die Kupferschlange.
Pieter Paul Rubens, Die Bekehrung del Hl. Bavo , 1624
In der Kapelle St. Peter und Paul befindet sich „Die Bekehrung des hl. Bavo“ von Pieter Paul Rubens (1577–1640). Das Gemälde stammt aus dem Jahr 1624 und wurde von Bischof Antonius Triest für den damaligen Hochaltar in Auftrag gegeben. Es zeigt die Bekehrung Bavos und seinen Eintritt ins Kloster. Die Legende schreibt dem etwa 589 geborenen Bavo einen sehr ausschweifenden Lebensstil zu. Nach dem Tod seiner Frau jedoch besann er sich, schenkte all sein Hab und Gut den Armen und trat in die Gefolgschaft des hl. Amandus ein. Auf den Stufen im Vordergrund ist der Verwalter zu sehen, der auf Anweisung Bavos dessen Besitz an die Armen verteilt. Links daneben richtet Bavos Tochter den Blick auf die Hauptszene im oberen Bereich der Treppe: Bavo, in Rüstung, kniet vor Amandus, der den Bekehrten mit der Hand auf das Geländer gestützt empfängt.
Laurent Delvaux, Kanzel, 1741-1745
Die Kanzel der Kathedrale ist ein Meisterwerk der Bildhauerkunst des Rokoko. Sie wurde zwischen 1741 und 1745 vom flämischen Bildhauer Laurent Delvaux (1696–1778) geschaffen. Die mittlere Gruppe der Kanzel besteht aus zwei allegorischen Figuren. Deutlich vom Werk Lorenzo Berninis (1598–1680) inspiriert, stellen sie die Enthüllung der Wahrheit durch die Zeit dar. Hinter den Figuren trägt ein Baumstamm den Kanzelkorb. Die beiden auf den Korb führenden Treppen werden von jeweils einem Engel flankiert, beide tragen das Wappen des Bischofs Antonius Triest. Drei Marmorreliefs zieren den Kanzelkorb: die Geburt Christi, die Bekehrung des Paulus und die Bekehrung des heiligen Bavo. Der mit Tuch behängte Schalldeckel wird von zwei Apfelbäumen getragen. Zwei Engel bilden - ein großes Kreuz tragend - den grazilen Abschluss.
Hieronymus Duquesnoy dem Jüngeren, Grabmonumente Bischof ANTONIUS TRIEST , 1652-1654
Eines der vier Grabmonumente der Genter Bischöfe befindet sich im Chor und gilt Antonius Triest (1621–1657), dem siebten Bischof von Gent. Er drückte der reichen Innengestaltung der Kathedrale seinen Stempel auf. Das Grabdenkmal wurde von Hieronymus Duquesnoy dem Jüngeren (1602–1654) angefertigt.
KAREL VAN POUCKE, Heiligen Petrus und Paulus, 1776-1782
An den gegenüberliegenden Seiten des Lettners sind Bildnisse der Heiligen Petrus und Paulus zu sehen. Sie wurden zwischen 1776 und 1782 von Karel Van Poucke (1740–1809) geschaffen. Der heilige Petrus zeigt die klassische Kontraposthaltung, in der Hand hält er zwei miteinander gekreuzte Schlüssel. Der heilige Paulus wirft die Natter, die ihm an die Hand geht, ins Feuer. Diese auf einer biblischen Geschichte beruhende Art und Weise der Darstellung des Heiligen ist sehr selten.
Evangeliar von St. Livinus, 9. Jahrhundert
Das älteste Objekt, das Evangeliar von St. Livinus, datiert auf das 9. Jahrhundert und gehörte der St.-Bavo-Abtei.
Die Krypta diente allgemein der Verehrung der Heiligen und des Heiligen Grabes, was sich auch in der Bildsprache der Fresken zeigt. Diese wurden 1480–1540, also nicht zur selben Zeit wie das Triptychon und von einem anderen Künstler angefertigt, was die Unterschiede hinsichtlich Technik und Qualität erklärt.
Die am Südportal zu sehenden 51 Wappenschilde der Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies sind Ausdruck der hoheitlichen Geschichte der Kathedrale. Sie erinnern an das 23. und letzte Genter Kapitel (1559). Die Wappen des ersten Genter Kapitels von 1445 sind im Chorschluss zu sehen.
Information
Sint-Baafsplein
Kathedrale:
Montag - Samstag : von 8.30 bis 17.30 Uhr
Sonntag : von 13.00 bis 17.30 Uhr
Der Genter Altar:
Montag - Samstag : von 10.00 bis 17.00 Uhr
Sonntag : von 13.00 bis 17.00 Uhr
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Publikations
Bouckaert, Bruno (ed.), De Sint-Baafskathedraal in Gent van Middeleeuwen tot Barok, Fondation Royaumont, 2000.
Collin, Ludo, Historische schets van het Sint-Baafskapittel te Gent 1540-1993, Gent, 1993.
Declercq, Georges, Ganda en Blandinium. De Gentse abdijen van Sint-Pieters en Sint-Baafs, Gent, 1997.
De Smidt, Firmin en Elisabeth Dhanens, De Sint-Baafskathedraal te Gent, Tielt, 1980.
Dhanens, Elisabeth, Sint-Baafskathedraal Gent (Inventaris van het Kunstpatrimonium van Oost-Vlaanderen, 5), Gent, 1965.
Dhanens, Elisabeth, Het retabel van het Lam Gods in de Sint-Baafskathedraal te Gent (Inventaris van het Kunstpatrimonium van Oost-Vlaanderen, 6), Gent, 1965.
Schmidt, Peter, Het Lam Gods, Gent – Amsterdam, 2001.
Vandenabeele, Lindsay, Jeruzalem in de crypte: de muurschilderingen in de crypte van de Gentse Sint-Baafskathedraal (Kleine kultuurgidsen), Gent, 2007.
Van de Wiele, R., De Sint-Baafskathedraal te Gent, Gent, Sint-Baafskapittel, 1994.
Van Doorne, Geert, Luc Robijns en Martine Pieteraerens, De Sint-Baafskathedraal van Gent: een kunstkamer (Openbaar Kunstbezit in Vlaanderen, 30, 1), Gent, 1992.